Vor dem Krieg war das etwa 60 Kilometer nördlich von Damaskus gelegene Maalula ein beliebtes Reiseziel – vielen gilt es sogar als schönstes Dorf Syriens. Vor allem aber ist das zwischen zwei Ausläufern des Qalamun-Gebirges gebettete Örtchen dafür bekannt, dass hier noch aramäisch, die Sprache Jesu Christi gesprochen wird.

Kein Wunder, dass sich um das Dorf viele Legenden ranken: Zum Beispiel die Geschichte der heiligen Thekla, eine Königstochter, die sich zum Christentum konvertierte und als Konsequenz vor ihrem Vater nach Maalula flüchten musste. Im anschließenden Kampf um ihre Herausgabe fielen viele Bewohner Maalulas. Doch als alles verloren schien, spalteten sich die Felsen des Gebirgsdorfes auf einen Schrei Theklas hin und begruben die Angreifer unter sich. Es sind Mythen wie diese, die die starke christliche Identität des Dorfes begründen, in dem sich mit dem Kloster des heiligen Sergius, eine der ältesten noch genutzten Kirchen weltweit befindet. Auch die drei wichtigsten Festlichkeiten Maalulas sind christlichen Ursprungs. Vor dem Krieg lockte vor allem die große Feier der Kreuzerhöhung am 14. September zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland an.

Ausgerechnet am Vorabend dieses Datums aber wurde das militärisch völlig unbedeutende Maalula im Jahr 2013 wegen seines christlichen Symbolcharakters von Kämpfern der Al-Nusra-Front (eine Abspaltung von Al-Qaida) attackiert. Bis zur Befreiung zu Ostern 2014 errichten die Islamisten eine brutale Schreckensherrschaft und ermordeten zahlreiche Einwohner. Noch heute prägen die Zerstörungen aus dieser Zeit das Bild des Dorfes unübersehbar. Doch auf den zwei Gipfeln und den Dächern der an den Berg gebauten Häuschen leuchten sie heute wieder, die Kreuze Maalulas – ein Symbol der Hoffnung auf einen Neuanfang. Darum wird es Zeit, dass mit dem Leben auch der Tourismus seinen Weg an die Wiege der Christenheit zurückfindet.

Quelle: https://reise-geheimtipp.de/syrien/sehenswuerdigkeiten/maalula/ [abgerufen am 25.04.2022]